Plappermaul - 2. Folge
by Elle Jordan
Beth kommt an der verlassenen Grundschule an.
Die Schaukeln quietschen hin und her, aber niemand sitzt auf ihnen. Beth schaut auf ihre Uhr.
Es sind 45 Minuten vergangen und sie will nicht, dass Carter die Polizei verständigt.
Deshalb schreibt sie ihm schnell eine SMS.
Hey, Carter!
Ich wollte dir nur schreiben, dass mit mir alles in Ordnung ist.
Ruf nicht die Bullen.
Ihr Daumen schwebt über der Tastatur.
Ich bin an der Green-Hills-Grundschule.
Er hat gesagt, er will sich hier mit mir treffen, aber ...
Im Sommer ist es richtig gruselig hier.
Carter -- ich habe Angst.
Carter?
Aber Carter antwortet nicht.
Beth spürt ein Kribbeln im Nacken --
Es ist, als würde jemand sie beobachten.
Sie atmet tief durch und schreibt an die unbekannte Nummer.
Bist du hier?
Irgendwo hinter ihr knackt ein Zweig.
Dann hört Beth Laub rascheln.
Sie schreibt nervös, ständig reißt sie den Kopf hoch
und dreht sich ruckartig um,
weil sie ihren Rücken schützen will.
Bitte -- du hast gesagt, dass du mich hier treffen willst.
Können wir reden?
Ich will nur meine Schwester zurück.
Und ich wollte nur, dass du deinen Mund hältst.
Wem hast du es erzählt?
Was denn?
Diese Jungs, mit denen du rumhängst ... die wissen es, oder?
Nein.
Warum glaubst du das?
Na, ich sehe dich immer mit Carter und Rhodes und Roy.
Ihr vier steht euch ja verdammt nahe.
Nahe genug, um Geheimnisse auszuplaudern??
Nein!
Ach, komm schon, Beth. Ich bin doch nicht blöd.
Du hast es ihnen gesagt, stimmt’s?
Habe ich nicht!
Lüg mich nicht an!
Verarbeitet dein kleines Gehirn, dass ich Cindy bei mir zu Hause habe?
Plötzlich hat Beth das Gefühl, dass ihre Zunge zu groß ist für ihren Mund.
Sie versucht zu schlucken, aber die Zunge versperrt ihr die Kehle.
Mit dem Daumen tippt sie zwei Buchstaben, und jeder fühlt sich an wie ein Nagel im Sarg ihrer Schwester.
Ja.
Gut. Ich habe hier nämlich ein ganz besonderes Vergnügen für mich vorbereitet. Schau mal ...
Und ich habe es den ganzen Tag lang geschliffen, vor den Augen deiner Schwester.
Hör auf damit!
Jetzt komm schon, Beth.
Findest du nicht, sie würde bezaubernd schön aussehen ...
... mit ein paar tragischen Narben in diesem Engelsgesicht?
HÖR AUF, habe ich gesagt! Was willst du?
Ich bin zum Brunnen gegangen, um mich mit dir zu treffen, und jetzt bin ich hier an dieser gruseligen Grundschule.
Aber du kommst nicht.
Du bedrohst sie weiter.
Und mich auch.
Du brichst halt ständig die Regeln.
Ich treffe mich nicht mit dir an irgendeiner blöden Grundschule, wenn du den Leuten von mir erzählst.
Ich habe dich schon einmal gefragt, Beth ...
Wem hast du es erzählt?
Beths Blickfeld verschwimmt.
Sie hört keine knackenden Zweige mehr und auch kein raschelndes Laub.
Sie hört nur ihr Herz schlagen,
es hämmert in ihren Ohren.
Ich habe es Carter gesagt -- okay?
Oh nein, das ist ganz bestimmt nicht okay.
Du warst schon immer so ein Plappermaul, Beth.
Ich meine, schau doch mal, wo du bist.
Beth mustert den Platz vor sich.
Hier hat sie mit den Jungs ihrer Clique Freundschaft geschlossen.
Früher verband sie mit diesem Ort Lachen --
Sie und ihre Freunde hatten sich hier Witze erzählt.
Sie hatten auf der Reifenschaukel gesessen, die Beine in der Mitte, immer im Kreis herum ...
Hast du sie schon gefunden?
Was denn gefunden?
Ach, du guckst wohl nicht so genau.
Such weiter. Gestern habe ich dir da, wo du jetzt bist, eine kleine Notiz hinterlassen.
Beth geht zur Reifenschaukel.
Zögernd greift sie in den Reifen.
Sie fährt mit der Hand an dem glatten Gummi entlang, ertastet etwas Viereckiges. Im Reifen klebt ein kleiner Zettel.
Meinst du diese Notiz hier?
Wie bitte? Diese Notiz hat nur vier Zeilen. Das ist so verwirrend.
Was sollen die ersten beiden Zeilen bedeuten?
„Selbst deine Freunde sind keine Freunde ...
Also schau in deinem Kreis”
Bist du ... bist du einer meiner Freunde?
Ach, Beth. Ein bisschen schlauer bist du schon, das weiß ich doch.
Übrigens spielt es keine Rolle, wer ich bin ...
Eine Rolle spielt das, was du getan hast.
Was ich getan habe?
Lies die beiden anderen Zeilen.
Da wird die Geschichte erst so richtig gut.
„Bedenke, wie sie deine Freunde geworden sind ...
... und wie deine Worte schmerzen können.”
Erinnerst du dich daran, wie wir uns alle kennen gelernt haben?
Beths Gesicht beginnt wieder zu glühen, als sie sich erinnert, was sie an jenem Tag getan hat.
Ich habe jedem erzählt, dass Roy in mich verknallt ist.
Ja, und?
Und dass ich ihn zu einem Date an der Reifenschaukel einladen wollte.
Und dann?
Aber dann habe ich ihn abblitzen lassen -- vor der ganzen Klasse.
Hmm ... das kommt dir doch vertraut vor, oder?
Ist nicht etwas Ähnliches an dem Brunnen im Park passiert?
Hast du nicht Alice erzählt, dass Roy sie mag?
Und dass sie sich mit ihm am Brunnen treffen soll, wenn sie ihn auch mag?
Ja, aber ich wusste nicht, dass Alice Roy einen Korb geben würde!
Ich dachte ehrlich, er hätte eine Chance bei ihr!
Tss, tss, Beth. Mit deinem großen Maul handelst du dir immer wieder Ärger ein.
Das ist nicht sehr schön.
Jetzt wirst du dafür bezahlen.
Und Cindy auch.
Nein, warte!
Meine Freunde fanden es doch lustig -- beide Male. Sogar Roy hat gelacht.
Seit diesem Tag in der sechsten Klasse sind wir Freunde.
Nein, du DENKST, dass ihr seit dem Tag Freunde seid.
Aber ich persönlich habe von deinen kleinen romantischen Streichen die Nase voll.
Ich werde damit aufhören!
Lass bitte nur meine Schwester aus dem Spiel.
Das geht nicht, liebe Beth.
Hör auf! Ich weiß, wo du wohnst!
Ach ja?
Beth beginnt, ein dröhnendes JA zu tippen, doch dann löscht sie es.
Sie glaubt zwar, dass es sich um Roy handelt, der auf sie wütend ist, aber dann fällt ihr ein, dass es auch jeder andere Junge aus ihrer Clique sein könnte --
Sogar Carter, zu dem sie das größte Vertrauen hatte.
Das dachte ich mir. Du kennst mich nicht.
Ach, und fast hätte ich es vergessen ...
Ich habe beschlossen, noch einen Freund zu meiner Party einzuladen ...
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