Die Puppenspielerin - 3. Folge
by Hannah Fornero
Catherines Mutter und ihre Tante stürmen zur Zimmertür.
Catherine -- NEIN!
Komm da raus!
Schließ die Tür auf, SOFORT.
Agnes, sie hört nicht. Was machen wir jetzt?!
Agnes spricht mit fester Stimme gegen die Tür.
Catherine, Liebes, hör zu.
Du musst die Tür aufschließen und uns hereinlassen.
Stille.
Die Puppe ist sehr gefährlich.
Wenn du nicht rauskommst, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Tür aufzubrechen.
Sie hört immer noch nicht auf uns!
Catherine, bitte komm raus! Bitte!
Catherines Mutter beginnt zu weinen.
Agnes starrt ihre Schwester verächtlich an.
Sei doch nicht hysterisch, Marie.
Dein Schluchzen hilft überhaupt nicht weiter.
Auf der anderen Seite der Tür steht Catherine, schweigend, und hört das Flehen ihrer Mutter.
Aber ihre Augen sind auf die Puppe gerichtet.
Endlich hört sie, wie die Schritte ihrer Mutter und ihrer Tante sich entfernen.
Hallo? Frau Puppe?
Die Puppe bleibt regungslos auf Catherines Bett sitzen.
Kannst du ... mich verstehen?
Ich glaube, du wolltest mir vorhin vielleicht etwas sagen …
Was ... was willst du?
Die Augen der Puppe wandern langsam nach rechts.
Catherine geht einen Schritt zurück.
Oh Gott. Okay. Du bewegst dich wieder.
Die Augen der Puppe bleiben stehen und richten sich auf Catherines Hals.
Wohin schaust du?
Langsam bewegt sich Catherine zu ihrem Schreibtisch, bis sie im Blickfeld der Puppe ist.
Der einzige Gegenstand auf dem Schreibtisch ist ihr Exemplar von „Harry Potter und der Stein der Weisen”.
Mein Buch?
Das habe ich an die hundertmal gelesen.
Willst du damit sagen, dass du magisch bist oder sowas?
Die Augen der Puppe wandern langsam vom Buch hinüber zum Bett.
Was?
Du willst es lesen?
Catherine lacht.
Schau, meine Mutter und meine Tante versuchen gerade, dich irgendwie zu töten.
Es ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, um gemütlich zu lesen.
Die Augen der Puppe richten sich erst auf das Buch, dann wieder auf das Bett.
Na gut.
Hier hast du es.
Catherine lässt das Buch neben der Puppe auf das Bett plumpsen. Die Hand der Puppe schießt hoch und landet mit einem leisen Schlag auf der Vorderseite des Buches.
Catherine, durch die plötzliche Bewegung überrascht, springt vom Bett auf.
Die Puppe streicht mit der Hand über das Buch. Beim Titel hält sie inne.
Was? Ich soll dir vorlesen?
Wie gesagt, jetzt ist nicht der beste Zeitpunkt.
Bitte sag mir einfach, was du willst, bevor meine Mutter und meine Tante zurückkommen.
Die Puppe zeichnet mit der Hand kleine Kreise auf das Buch.
Catherine beugt sich vor, um das Buch zu betrachten. Dabei achtet sie sorgfältig auf den Abstand zwischen sich und der Puppe.
Worauf zeigst du da?
Das ist ein „H”.
Was ist damit?
Die Hand der Puppe fährt nach rechts und zeichnet wieder Kreise.
„O” …
Ach! Das ist ja wie bei dem Ouija-Brett, das mir Tante Agnes letztes Jahr zu Weihnachten gekauft hat.
Also wolltest du mir etwas sagen!
Catherine spürt, wie sie die Spannung packt.
Okay, H-O.
Die Puppe streicht mit der Hand nach unten auf den Namen des Autors.
„W”
H-O-W.
How!
Wieso „How“? Willst du wissen, wie du etwas machen sollst?
Die Puppe zieht weiter die Hand über das Buch.
Catherines Herz rast. Mehr und mehr nähert sie sich dem Buch.
„A”. Und „R”!
H-O-W-A-R.
Howar? Was ist Howar?
Catherine ist ganz in dem Nervenkitzel gefangen, das Rätsel der Puppe zu lösen.
Sie spürt, wie ihr Herz gegen die Brust schlägt.
Beim nächsten Buchstaben bleibt die Hand der Puppe stehen.
Was?
„D”?
Meintest du nicht „E”?
H-O-W-A-R-D.
Catherine erstarrt.
Ihr Herz setzt aus, sie spürt wie ihr das Blut aus dem Kopf weicht.
Langsam schaut sie hoch. Die Puppe ist nur noch wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt.
Ihre Augen treffen sich.
Papa?
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