Technischer Support - 1. Folge
by EJ Hendricks
Hallo, danke, dass Sie gewartet haben. Womit kann ich Ihnen helfen?
Hallo, nun ja, ich bin wirklich schlecht in Computerdingen ...
Ist schon okay, dafür bin ich ja hier :)
Super. Also, ich brauche bloß Hilfe mit meiner Festplatte. Glaube ich jedenfalls. Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt.
Es funktioniert halt nicht, und ich schreibe morgen einen großen Test, für den ich lernen muss.
Hm ... es wäre einfacher, wenn ich in den Computer könnte, um zu schauen, was das Problem ist.
Wäre es okay für Sie, wenn ich einen Fernzugriff einrichte?
Äh, was ist das denn?
Damit kann ich in Ihren Computer und die Ursache des Problems finden.
Ich weiß nicht ...
Das würde den ganzen Vorgang bedeutend beschleunigen.
Okay. Machen wir es so.
Super! :)
Ich schicke Ihnen einen Link. Klicken Sie einfach darauf und dann auf „Okay“.
Alles klar, fertig.
Ausgezeichnet, ich bin drin!
10 Minuten später
Hallo, sind Sie da?
Hallo?!
Ich will ja nicht unhöflich sein, aber das dauert jetzt schon eine Weile und ich muss wirklich lernen.
Tut mir leid :)
Ich bin fast fertig.
Hey, keine Sorge.
Ist das hier Ihre Freundin?
Der technische Support schickt Jace ein Bild von einem schönen Mädchen auf den Desktop.
Äh, ja, das ist Charlotte ... wie haben Sie das denn gefunden?
Sie ist wunderschön. Sie sind ein Glückspilz.
Danke ...
Hey, ohne unhöflich sein zu wollen: Können Sie bitte aufhören, meine Dateien durchzusehen?
Sorry, diese hier war schon auf Ihrem Desktop :)
Okay ...
Ich warte gerade auf die Fehlerdiagnose Ihres Systems.
Sind Sie schon lange mit ihr zusammen?
Sechs Monate.
Wow, dann ist ja alles noch ganz frisch, was?
Ich denke schon.
Ich weiß nicht. Irgendwie hänge ich mit ihr nur ab, bis ich das richtige Mädchen finde.
Ach, tatsächlich.
Der technische Support sendet Jace ein Bild von Charlotte in Unterwäsche auf den Desktop.
So muss sie sich also für Sie anziehen?
Obwohl Sie sie doch nur hinhalten?
Hey, was zum Teufel machen Sie da?!
Ich zeige Sie bei Ihrer Firma an.
Und ich will, dass Sie aus meinem Computer rausgehen. SOFORT.
Die Fehlerdiagnose ist noch nicht abgeschlossen.
Ist mir egal. Raus, sofort.
Darf ich fragen, was Sie an meinem Service als unbefriedigend empfunden haben?
Ähm, das Foto war privat?! Sie haben in meinen Sachen herumgeschnüffelt!
Vielleicht sollten Sie diese Fotos löschen.
Vor allem deshalb, weil Charlotte Ihnen nicht viel bedeutet.
Erstens geht es Sie nichts an, was ich für Fotos habe.
Und zweitens: RAUS AUS MEINEN PRIVATEN SACHEN!
Das ist alles sehr ärgerlich, Jace.
Vielleicht würde es Ihnen nicht viel ausmachen, Charlotte zu verlieren.
Bedrohen Sie gerade meine Freundin?
Ganz und gar nicht :)
Jace knallt seinen Laptop zu.
Dann denkt er einen Augenblick nach.
Vielleicht sollte er sich nach Charlotte erkundigen.
Es geht ihr wahrscheinlich gut, aber ...
Er will nicht dafür verantwortlich sein, falls ihr etwas zustößt ...
Er wählt Charlottes Nummer.
Hey, was ist los?
Nichts weiter, ich lerne nur.
Ist alles klar bei dir?
Ja ... warum?
Ich wollte vorhin meinen Laptop in Ordnung bringen lassen –
Ich habe dir doch gesagt, dass ich mich darum kümmere.
Ich studiere schließlich Informatik.
Das weiß ich, aber ich kann meine Dinge selber regeln.
Wie auch immer – dieser gruselige Typ vom technischen Support hat meinen Computer gekapert.
Per Fernzugriff?
Ja ... er hat sich ständig Fotos von dir angesehen.
Äh, wie bitte?!
Ich weiß. Ich habe gesagt, er soll rausgehen. Dann habe ich eine E-Mail an den Kundenservice geschickt.
Ich habe sogar meinen Computer zugeklappt.
Jace, das hilft überhaupt nichts! Er greift vielleicht immer noch auf deine Dateien zu!
Na ja ... vielleicht sollten wir auch deinen Computer prüfen, vorsichtshalber.
Jace ... er hat mir gerade per SMS dieses Bild geschickt.
Das, wo ich in Unterwäsche zu sehen bin.
Ich grusele mich total.
Oh Gott. Er muss deine Nummer in meinen Kontakten gefunden haben.
Du solltest die Polizei verständigen.
Meinst du das ernst? Es ist deine Schuld. Vielleicht solltest DU anrufen.
Egal, dadurch wird alles nur noch schlimmer.
Okay ... willst du rüberkommen?
Vielleicht ist es besser, wenn du nicht allein zu Hause bist.
Wow. Mein Ritter mit der glänzenden Rüstung.
OH MEIN GOTT, JACE! Ich glaube, er steht vor meiner Tür!
Irgendein Fremder ... mit einem verrückten Grinsen.
Öffne NICHT die Tür.
Hast du irgendeine Waffe da? Einen Baseballschläger?
Wofür denn?!
Für alle Fälle.
Ich glaube, er hat dich bedroht.
Wie bitte?!
Irgendein verrückter Typ hat Bilder von mir und hat mich bedroht und du hast mir das nicht gesagt?
Ich dachte, er meint es nicht ernst! Tut mir leid, ich hatte halt so viel zu tun ...
Jace ...
Warte. Ich habe gerade gehört, wie die Garagentür aufgeht.
Ist das deine Mitbewohnerin?
Nein, die ist auf Geschäftsreise.
Oh nein ...
Was ist?
Unsere Tür ist an ein Sicherheitssystem angeschlossen. Wenn dieser Kerl sich in technischen Dingen gut auskennt ...
Nein!
Er könnte sich ins Haus hacken.
Jace, ich höre seine Schritte!
Geh in den Keller und schließ die Tür zu.
Bin schon unterwegs.
Das Ding ist, dass alle Schlösser in unserem Haus jetzt digital sind.
Wenn er sich in eins hineinhacken kann ...
Warte mal, ich habe eine Idee.
Gibt es irgendetwas, das du vor die Tür stellen kannst?
Da ist ein altes Bücherregal, aber es ist wirklich schwer. Ich weiß nicht, ob ich es bewegen kann ...
Versuch es. Ich lenke ihn ab.
Und wie?
Konzentrier dich nur auf deine Sicherheit.
Jace dreht sich wieder zu seinem Computer.
Hallo? Sind Sie noch da?
Hi :) Kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?
Ja, Sie können verdammt nochmal meine Freundin in Ruhe lassen.
Aber Sie haben doch selbst gesagt ...
Sie vertreiben sich bloß die Zeit mit ihr, bis das richtige Mädchen auf Ihrem Schoß landet.
Ich habe es nicht so gemeint.
Sie haben Charlotte nicht verdient.
Mag sein. Aber das gibt Ihnen nicht das Recht, in ihr Haus einzubrechen.
Sehen Sie, Jace? Es ging nie um Charlotte.
Um Sie selber geht es.
Das verstehe ich nicht ...
CHAT BEENDET
Charlotte, bist du da?!
Bist du okay?!
Gleich bin ich bei dir.
Ich weiß nicht, was ich täte, wenn dir etwas zustoßen würde.
Mir ist klar, dass wir in der Vergangenheit unsere Probleme hatten ...
Aber ich werde es in Ordnung bringen. Alles.
Ich liebe dich, Charlotte.
Jace nähert sich mit seinem Wagen Charlottes Haus.
Er steigt hastig aus und läuft hinein ...
Er prüft jedes Zimmer ...
Und alle sind leer.
Charlotte, wo bist du? Was hat er mit dir gemacht?
Du kapierst es wirklich nicht, oder?
Kapieren? Was denn?
Charlotte, das hier ist ernst! Dieser Kerl ist wahnsinnig!
Es ist vorbei, Jace.
Du hast mich nie geliebt.
Dieser ganze Abend beweist es.
Charlotte, was macht er mit dir?
Es gab nie einen Kerl vom technischen Support.
Das war ich.
Verstehe ich nicht.
Ich habe deinen Computer gehackt.
Ich habe eine Proxy-Website erstellt, damit du glaubst, dass du mit dem technischen Support sprichst.
Du hast wirklich keine Ahnung von Computern, Jace.
Das ist doch verrückt.
Warum hättest du das alles tun sollen?
Warum solltest du so tun, als wärst du irgendein gruseliger Typ?
Und als wärst du in Gefahr?
Du warst so wundervoll, als wir zusammenkamen.
Höflich, freundlich, du hast Verabredungen geplant und wolltest Zeit mit mir verbringen.
Aber in den letzten paar Monaten bist du ... ein anderer Mensch geworden.
Du lässt mich wegen deinen Freunden sitzen.
Aber wenn du es dann satt hast, mit ihnen abzuhängen, überredest du mich, zu dir zu kommen.
Sarah hat mir sogar erzählt, dass du dich an sie rangemacht hast.
Ich musste wissen, ob das nur so eine Phase war.
War ich noch mit dem netten, süßen Jace zusammen?
Oder mit dieser neuen Ausgabe, dem Arsch?
Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich liebe. Gerade eben habe ich es gesagt.
Du hast erst gemerkt, dass du mich liebst, als du kurz davor warst, mich zu verlieren.
Das stimmt nicht ...
Ich werde diese Nummer deaktivieren, Jace.
Es ist aus.
Charlotte, warte! Das ist doch verrückt! Du willst einfach Schluss machen?
Wegen dir habe ich mich geisteskrank gefühlt. Ungeliebt und allein.
Vielleicht waren meine Methoden etwas extrem ... aber zumindest habe ich jetzt die Antworten, die ich brauche.
Na gut. Wie auch immer: Du weißt nicht, was du verlierst.
Und jetzt bin ich dich und deine Verrücktheit los.
Wenn es verrückt ist, ein Computergenie zu sein und Selbstwertgefühl zu haben ...
Dann nenn mich halt verrückt.
Mach‘s gut, Jace.
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