Sara Superschläfrig - Folge 1
by Phyllis Korkki
Mama, du musst mir helfen!
Was ist los, Sara?!
Ich kann nicht aus dem Bett aufstehen!
Oh nein! Brauchst du einen Krankenwagen?!
Nein... ich bin nur seeeeehr müde.
Ich glaube, ich kann heute nicht zur Arbeit.
Sara! Warum jagst du mir solche Angst ein?!
Das IST beängstigend. Ich kann BUCHSTÄBLICH nicht aufstehen.
Ich glaube, ich rufe an und melde mich ab... zu müde.
Schatz, ich glaube kaum, dass das gut enden würde.
Aber dieses Bett ist wie ein Magnet - ein echt STARKER Magnet.
Du verstehst nicht, wie stark es ist!
Und die Bettdecke - es ist, als ob sie schwer verliebt in mich wäre.
Wir können nicht aufhören, uns zu umarmen!
Sara, bist du gestern lange aufgeblieben?
Sara…bist du noch dran?
Entschuldige, Mama, ich bin wieder eingeschlafen.
Ja, ich habe gestern abend "Twin Peaks" gesehen bis zum Abwinken.
Und bin nicht vor 4:00 Uhr eingeschlafen.
Verstehe. So wie ich das sehe, hast du es dir selbst zuzuschreiben.
Nein! Es lag an der Fernsehserie. Ich kann nichts dafür; sie macht süchtig!!
Sara, du musst aufstehen und zur Arbeit gehen, wenn du weiterhin bezahlt werden willst.
Auch wenn du todmüde bist.
Ich mache das immer so.
Millionen anderer Menschen machen das auch so.
Gut, Mama, wenn du es sagst.
Und wenn ich zurück nach Hause ziehen würde?
Dann könnte ich den ganzen Tag schlafen, wenn ich wollte.
Nein.
Aber Schlaf ist WICHTIG.
Das hört man doch immer von allen Seiten.
Er ist wichtig für die GESUNDHEIT.
Aber auf den eigenen Füßen stehen zu können ist wichtiger.
Steh jetzt auf.
Oh mein Gott.
Es fällt mir so schwer.
Es ist das Schwerste, was ich in meinem LEBEN jemals tun musste.
90 Minuten später
Vielen Dank, Mama.
Was habe ich jetzt getan?
Ich habe es auf die Arbeit geschafft, auch wenn es unmöglich schien.
Ich bin stolz auf dich, Schatz. Meine Heldin.
Hört man meinen Sarkasmus heraus?
Ja, Mama. Laut und deutlich.
Aber du verstehst nicht, was du mir damit angetan hast.
Ich dachte, wielleicht könnte ich es durch den Tag schaffen.
Aber um 10:00 Uhr gab es ein großes Meeting.
Und ich bin währenddessen eingeschlafen.
Oh je.
Ich habe so sehr versucht, wach zu bleiben!
Ich habe einen vierfachen Espresso genommen.
Der Barkeeper hat abgelehnt, als ich einen fünffachen verlangt habe.
Aber nicht einmal der hat geholfen.
Hat er nicht?
Nein. Er hat alles noch verschlimmert!
Miranda fing an, etwas über Budgets herunterzuleiern, und mein Kinn fiel mir auf die Brust.
Ich habe den Kopf zwar wieder hochgerissen, wurde aber wieder müde und es begann von vorn.
Und dann fiel ich vom Stuhl.
Als ich aufwachte, war Sabber auf Bills Arm.
Und dann habe ich auch noch meinen Espresso umgestoßen und ihm über den Schoß gekippt.
Um Himmels willen.
Vielleicht hättest du dich doch besser wegen Müdigkeit abmelden sollen.
Weißt du, was einen wirklich restlos aufwachen läßt, Mama?
Was denn?
Sich zu SCHÄMEN.
Naja, wenigstens bist du jetzt wach.
Versuch doch, ein wenig Arbeit fertig zu bekommen.
Ich werde es versuchen, aber ich soll mit Bill zusammenarbeiten.
Und der ist so sauer auf mich.
Denk immer daran, dass das alles irgendwann nur noch eine spaßige Erinnerung sein wird.
Gut, Mama, wenn du es sagst.
Mama! Bist du dran?
Ich bin hier. Bist du im Moment wach?
Eine Zeitlang schon, aber nach dem Mittagessen bin ich wieder so müde geworden.
Ich sank immer mehr auf meinem Stuhl zusammen, bis ich schließlich auf den Boden fiel.
Bist du wieder aufgestanden?
Ja, aber dann ist mir der Kopf auf die Tastatur gefallen und ich bin eingeschlafen.
Seitdem ich auf der geschlafen habe, ist auf meiner Stirn ein rechteckiger Abdruck von der Taste 6.
Und auf meinem Computer-Bildschirm stehen um die zweitausend Sechsen.
Vielleicht ist das eine Botschaft vom Teufel.
Das hat dir nicht der Teufel angetan. Du selbst bist schuld daran.
Kannst du das nicht irgendwie überstehen?
Du musst doch nur noch ein paar Stunden durchhalten.
Sara, bist du noch dran?
Sara?
Bitte versuch wachzubleiben, Sara.
Du kannst nicht wieder zu Hause wohnen.
30 Minuten später
Mama, kannst du mich hören?
Nein, weil du mir gerade schreibst.
Wenn ein Text flüstern könnte, dann würde meiner es jetzt gerade tun.
Warum das?
Rate mal, wo ich jetzt bin!
Das will ich nicht mal versuchen. Wo steckst du?
Unter meinem Schreibtisch.
UNTER deinem Schreibtisch?
Ich habe mir hier unten einen kleinen Schlafraum eingerichtet.
Sara, komm jetzt sofort unter dem Schreibtisch hervor!
Dein Arbeitgeber wird von solchen Mätzchen gar nicht begeistert sein.
Ich habe VERSUCHT, dazu den Stillraum zu benutzen.
Aber nur stillenden Müttern ist es erlaubt, in diesen Raum zu gehen.
Ist das nicht empörend?
Ja, das ist wirklich nicht fair.
Du musst aber auf deinen Platz zurück.
Was ist, wenn dich jemand unter deinem Schreibtisch entdeckt?
Man wird mich nicht finden. Ich habe mich hinter ein paar Kisten mit Kopierpapier versteckt!
Ich habe mich hier verschanzt und die Kisten um mich aufgebaut wie eine Festung.
Wenn du diese Erfindungsgabe doch nur für deine wirkliche Arbeit aufbringen könntest.
Ich weiß!
Es gibt nur ganz wenig Platz oben, um herauszuschauen.
Aus der Lounge habe ich mir ein Kissen geholt, das ich als Kopfkissen benutze.
Und mein Mantel bildet die Bettdecke.
Eigentlich ist es ganz bequem!
Ich werde hier einfach bis 17:00 Uhr schlafen.
Werden sich die Leute denn nicht fragen, wo du steckst?
Denen habe ich gesagt, ich wäre in einem Marketing-Meeting.
Wie wäre es denn damit, während du auf der Arbeit bist, auch wirklich zu arbeiten?
Ich bin zu müde zum Arbeiten!
Außerdem werde ich morgen doppelt so hart arbeiten!!
Oh nein.
Was ist denn?
Jemand ist in meinem Verschlag.
Es ist Bill.
Ich erkenne ihn an dem Fleck auf seiner Hose. So ein Mist.
Ich glaube, ich wurde erwischt.
1 Stunde später
Sara, hast du deinen Job noch?
Ja, Mama, es ist alles gut.
Bill hat auf meinen Verschlag aufgepaßt, bis ich zurück auf den Platz kam.
Außer ihm weiß niemand, was ich getan habe.
Er dachte, dass das, was ich gemacht habe, lustig war. Und schlau!
Das war es auch wirklich.
Er meinte, er könne mich verstehen. Er wird nachmittags auch immer müde.
Ich habe ihm ehrlich gesagt, warum ich heute so ganz besonders müde war.
Und wie sich herausgestellt hat, ist er auch ein Fan von "Twin Peaks"!
Heute Abend werde ich zu ihm rübergehen und es mit ihm zusammen schauen.
Wir haben aber beide versprochen, dass um 22:00 Uhr Schluss sein soll.
Na dann Gottseidank.
Ich habe gedacht, Bill wäre einer der nervigsten Leute, die du je kennengelernt hast.
Das war er früher.
Doch als er aufhörte, so geräuschvoll zu tippen, und begann, sein stinkendes Mittagessen in der Cafeteria zu essen,…
...da gefiel er mir mit der Zeit immer besser.
Und jetzt haben wir so viel gemeinsam durchgemacht.
Und zusätzlich arbeiten wir jetzt zusammen an einem politischen Ziel.
Ach? Was ist das für ein Ziel?
Schlafräume, Mama.
SCHLAFRÄUME FÜR ALLE!
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