Sexy Dreidel - Folge 1
by Elyse Endick
Ari Strauss sitzt in meinem Wohnzimmer.
Seine so nahe Gegenwart lässt meinen Puls rasen.
Auch wenn ich weiß, dass es nicht so sein sollte.
Ich habe Ari seit der neunten Klasse nicht mehr gesehen...
Seit der Zeit, als wir gemeinsam im Camp Ramah waren.
Und nun ist er hier.
Seinen schlanken, muskulösen Arm lässt er über die Rückenlehne des Sofas hängen.
Und dabei treibt er Scherze mit meinem Vater.
Ich stampfe in die Küche.
Mama? Was macht DER denn hier?
Wer denn, mein Schatz?
Ari Strauss.
Ach, Aris Mutter hat mich letzte Woche angerufen.
Er hatte niemanden, zu dem er an Hanukkah gehen sollte,...
... und da die Abschlussprüfungen näher rücken, kann er nicht einfach nach Hause zurückfliegen...
Also hast du ihn hierher eingeladen? Zu unserer Hanukkah-Party?!
Ich wollte nur nett sein.
Ich kann es nicht fassen, dass du mir das antust.
Ich habe Ari nicht mehr gesehen, seit...
Aber Liebling, das ist doch eine Ewigkeit her.
Sechs Jahre, vier Monate und acht Tage!
Bitte was?
So lange ist es her seit "jenem Vorfall".
Liebling, ich weiß, dass du Theater als Hauptfach hast, aber musst du wirklich so ein Drama abziehen?
Ja. Ja, das muss ich.
Das ganze Jahr freue ich mich auf Hanukkah.
Und nun wird er es ruinieren.
Warum versuchst du nicht einfach mit ihm zu reden?
Er ist doch ein wunderbarer junger Mann.
Er studiert Ingenieurwesen, also weißt du auch, dass er klug ist.
Und schau doch nur, wie groß er jetzt ist!
Ich habe in der Tat bemerkt, dass Ari beim Abendbuffet jeden anderen überragt hat.
Und es brachte mich auf die Frage, wie ich mich dabei fühle, dass er mich überragt...
Wie er sich mit einem Grinsen herunterbeugt, während er seine Lippen näher an die meinen bringt...
Ich darf einfach nicht so über Ari denken.
So gutaussehend.
Wie bitte?
Ari. Findest du nicht, dass er gut aussieht?
Mama!
Willst du mich tatsächlich mit einem Kerl zusammenbringen, der mich bis zum Äußersten gedemütigt hat?
Ich meine nur, dass du freundlich sein solltest.
Im Geiste von Hanukkah.
Geh' zu ihm hin und rede mit ihm.
Nein, danke.
Hannah? Wohin gehst du?
Ich muss jetzt einfach einen Moment allein sein.
Das ist wohl die Untertreibung des Jahres.
Ich werde deutlich länger als einen Moment brauchen, um den Schock zu verkraften, Ari im Haus meiner Kindertage zu erblicken.
Ich laufe also herunter in den Keller, wo ich allein sein kann.
Ich rutsche auf das Sofa herunter und ziehe verschiedene Fluchtwege in Betracht.
Hier unten müssen meine kleinen Cousins und Cousinen gespielt haben, denn auf dem ganzen Kaffeetisch sind kleine Dreidels verstreut.
Daneben liegen Stapel von Schokoladentalern.
Ich ertappe mich, wie ich mit einem der Dreidels herumspiele.
He, Hannah?
Oh mein Gott.
Er ist mir hier herunter gefolgt.
Und seine Stimme klingt viel tiefer, als ich sie in Erinnerung hatte.
Sie schlingt sich um meinen Körper und versetzt meiner Haut überall Nadelstiche.
Ich meinte, ich hätte dich hier herunterrennen sehen.
Es ist so gut, dass ich dich sehe!
Bevor ich ihn daran hindern kann, setzt er sich neben mich auf das Sofa.
Er hat tiefblaue Augen und perfekt gemeißelte Gesichtszüge.
An seinem Kinn wächst ein geschmackvoller Stoppelbart.
Und ich kann mir nicht helfen: Ich möchte diesen mit meinen Lippen berühren.
Ich verziehe mein Gesicht.
Warum erscheint er mir so unverfälscht fröhlich?
Du erinnerst dich nicht, oder?
Woran soll ich mich erinnern?
An den Sommer, als wir in der neunten Klasse waren?
Mein letztes Jahr im Camp Ramah?
Den Vorfall?
Ari lacht auf.
Dann aber bemerkt er meinen Gesichtsausdruck.
Ach, du meinst das ja ernst.
Hannah, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.
Alles, woran ich mich erinnere, ist, dass du nach diesem Sommer aufgehört hast, ins Camp zu kommen.
Und dass ich traurig war, weil wir Freunde gewesen waren.
Ich habe sogar im folgenden Herbst bei euch angerufen, um zu erfahren, was geschehen ist.
Du warst aber nie zu Hause.
Zumindest war es das, was deine Mutter immer gesagt hat.
Und das war dir kein Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung war?
Er zuckt mit den Schultern, wobei ihm sein langes Haar über seine Schultern fällt.
Ich erröte und wende mich ab –
Ich darf über Ari nicht solche Gefühle haben.
Nein, nicht schon wieder.
Ich glaube, ich habe es mir einfach damit erklärt, dass dein Leben eben weitergegangen sei.
Und dass du zu Hause andere Freunde gefunden hättest.
Damals war ich nicht gerade der coolste Typ.
Was redest du da?
Alle haben sie dich geliebt.
Du warst der Hauptdarsteller im Musical zum Ende des Sommers, und das jedes Jahr.
So viele Mädchen stehen auch wieder nicht auf Theater-Nerds.
Ich schon.
Mist.
Jetzt bin ich verdammt sicher, dass mein Gesicht feuerrot ist.
Ich will sagen, ich mache immer noch Theater. Ich lerne es an der Schule.
Ich weiß. Habe dich letztes Jahr in "Les Misérables" gesehen.
Oh nein. Das tut mir leid.
Was redest du da? Du warst großartig!
Ich habe nach der Vorstellung versucht, dich zu finden.
Aber du warst von deinen Freunden umgeben.
Und ich fürchtete, du würdest mich nicht wiedererkennen.
Ari, wie sollte ich dich vergessen?
Du warst mein Freund. Jahrelang.
Und…
Was, "und..."?
Es spielt keine Rolle. Vergiss es einfach.
Nein. Ich will es wissen.
Anscheinend ist etwas passiert,...
... etwas, an das ich mich nicht erinnere.
Und falls ich dich gekränkt habe –
Sprich einfach nicht mehr davon! Okay?
Mein Gesicht ist immer noch rot.
Und es brennt in meinen Augen; jeden Moment könnten Tränen fließen.
Ich darf nicht zulassen, dass Ari Strauss mich weinen sieht.
Kurz wendet er mir den Rücken zu. Ich wische mir eine Träne ab.
Und als er sich wieder zu mir umdreht, hält er einen Dreidel in der Hand.
He, was hältst du davon? – Lass' uns Dreidel spielen.
Ari…
Was denn? Wir haben Hanukkah!
Für jede Runde, die ich gewinne, verrätst du mir ein Geheimnis.
Darüber, was damals passiert ist.
Und wenn ich gewinne?
Dann hast du die Wahl. Was wünschst du dir?
Dann musst du ein Kleidungsstück ausziehen.
Jetzt erröte ich wirklich.
Es ist mir einfach herausgerutscht.
Warum habe ich das bloß ausgesprochen?!
So wie bei ... Sexy Dreidel?
Genau.
Er lacht.
Du fängst an.
Aber ich schließe lieber die Tür ab, bevor ich mich ausziehe.
Um Gottes willen! Bitte tu das.
Mit geschickten Fingern schließt Ari das Schloss ab.
Klick.
Meine Haut zittert.
Es gibt jetzt nur ein Problem...
Erzähl mir nicht, dass du jetzt kneifen willst.
Nie im Leben.
Ich weiß aber nicht mehr wirklich, wie man dieses Spiel spielt.
Ach, das ist einfach.
Auf jeder Seite des Dreidels steht ein anderer hebräischer Buchstabe.
Und jeder davon steht für etwas Unterschiedliches.
Ari versucht, den Dreidel zum Drehen zu bringen,...
... schafft es aber nicht.
So, hier:
Ich nehme seine Hand in meine.
Sie fühlt sich rau an; strapaziert vielleicht durch Stunden, die er in seinem Ingenieurlabor zugebracht hat.
Bastelnd...
Wahrscheinlich schwitzend...
Ich dränge diesen Gedanken beiseite und helfe ihm dabei, den Dreidel zum Drehen zu bringen.
Er kreiselt auf dem Tisch, bis er an Schwung verliert und auf der Seite landet mit –
"He".
Das bedeutet, dass du die Hälfte von meinen Schokoladentalern bekommst.
Wir spielen hier aber nicht um Schokoladentaler...
Ich hole tief Atem.
Ich hatte dem zugestimmt.
Zugestimmt, ihm die Wahrheit zu erzählen.
Es war der letzte Tag des Camps. Der letzte Abend des Sommer-Musicals.
An diesem Abend ist es passiert.
Was ist damals passiert?
Mehr nicht. Ich bin dran.
Ich drehe den Dreidel.
"Gimel".
Heißt das nicht, dass du gewinnst?
In dieser Runde ja.
Tja, abgemacht ist abgemacht...
Ari beugt sich vornüber,...
… schnürt sich die Schuhe auf...
... und streift seine Socken ab.
Du mogelst.
Du hast nie gesagt, welches Kleidungsstück ich ausziehen soll.
Na schön. Du bist dran.
Er lässt wieder den Kreisel drehen...
"Schin". Das heißt, du musst dich von einem deiner Schokoladentaler trennen...
Oder in diesem Fall von einem Kleidungsstück.
Wieder werde ich rot.
Ich kann nicht fassen, dass ich das hier mache.
Die Kontrolle ergreifen.
Das ist das Gegenteil dessen, wie ich mich normalerweise verhalte.
Ich hatte gedacht, mich für das, was damals passiert ist, rächen zu wollen,...
... doch statt dessen denke ich nur an Ari.
Wie er ohne alle Kleidung aussehen mag.
Doch noch bevor ich Ari sagen kann, er solle die ganze Sache vergessen,...
... nimmt er seine Armbanduhr ab und legt sie auf den Tisch.
Gut, du bist dran.
Eine Uhr zählt nicht.
Wer sagt das?
Ich sage das.
Nun, Hannah, es kann noch viel passieren in diesem Spiel.
Ich muss die Sache langsam angehen.
Ich habe nur soundsoviele Sachen an.
Ich mustere ihn einmal kurz.
Er trägt einen schäbigen Hanukkah-Pullover mit einem neunarmigem Leuchter darauf, und darunter stehen die Worte "WERDE LICHT".
Eine enge Hose.
Und darunter...
Ich drehe wieder den Dreidel.
"Nun".
Ich erinnere mich, was das heißt!
Du verlierst in dieser Runde!
Und das bedeutet, dass du mir ein Geheimnis verraten musst. Etwas Bedeutendes.
Was ist also an diesem Abend passiert?
Ich seufze.
Das Musical in dem Jahr war "Grease". Du hast Danny dargestellt.
Und Amy Dubrow spielte Sandy.
Wow, die habe ich vergessen. Ihr wart befreundet, richtig?
Ich dachte, dass sie meine Freundin wäre.
Und weil sie so viele gemeinsame Szenen mit dir hatte, habe ich mich auf sie verlassen.
Ich habe ihr gesagt, ... ähm, ich hatte ihr gesagt, wie sehr ich in dich verliebt war.
Wie ich mich im Sommer davor in dich verliebt hatte,...
... und ich das ganze Jahr gewartet hatte, um es dir zu sagen.
Hannah,...
Du bist dran.
Aber –
Du. Bist. Dran.
Ari lässt rasch den Dreidel kreisen.
Ich sehe zu, wie er sich dreht und dann auf "Schin" landet.
Er zieht seinen Pullover aus,...
... und darunter kommt ein T-Shirt zum Vorschein.
Ich bin zugleich erleichtert und enttäuscht.
Wieder bin ich an der Reihe.
"Nun". Ich verliere.
Das ist nicht fair.
Doch, sicher ist es fair.
Du hast doch kaum etwas ausgezogen!
Und ich erzähle dir vom schlimmsten Tag meines Lebens.
Ari legt seine Hand auf die meine.
Hör mal, wir können auch mit dem Spiel aufhören.
Nein. Weißt du was? Ich muss mir das von der Seele schaffen.
Ich war gerade dabei, mir im Ankleideraum der Mädchen das Bühnen-Makeup abzunehmen, als Amy zu mir herüber kam.
Sie erzählte mir, sie habe dir von meiner Verliebtheit erzählt.
Sie erzählte, du würdest das Gleiche empfinden.
Hannah,…
Lass mich ausreden. Bitte.
Sie sagte, dass du mich am See würdest treffen wollen.
Dass du mit mir am letzten Tag des Camps baden gehen wolltest - und zwar ohne Kleidung.
Aber das habe ich niemals...
Also lief ich zum Bootsanleger hinaus...
Ich versicherte mich, dass ich allein wäre,...
... und zog mich aus. Ari. Ich war nackt.
Unsere Blicke treffen sich. Die Luft ist so stickig, dass ich kaum atmen kann.
Die nächsten Worte kommen nur noch als Flüstern über meine Lippen.
Dann habe ich gewartet, im Wasser.
Ich schlucke.
Ich versuche, ihm diese eine, letzte Sache zu erzählen.
Doch mein Selbstvertrauen schwindet.
Ich schiebe den Dreidel zu ihm.
Du bist dran.
Seine Hände zittern...
Warum ist er auf einmal so nervös?
Der Dreidel landet auf "Gimel".
Doch er bremst mich, bevor ich sprechen kann.
Ich glaube, ich weiß, was vorgefallen ist.
Bitte, lass mich das erklären.
Nein.
Ich habe auf dich gewartet, aber du bist nie aufgetaucht.
Und als ich zum Ufer zurück schwamm, sah ich zwei Gestalten am Bootsanleger.
Das warst du...
Du warst dort mit Amy.
Und du hast sie geküsst.
Hannah, davon wusste ich nichts!
Ich mochte Amy nicht einmal.
Sie hatte mir gesagt, ich solle mich am See mit ihr treffen –
Da sie mir irgendetwas Wichtiges zu sagen hätte.
Ehrlich, ich dachte, dabei sollte es um dich gehen.
Warum hast du das angenommen?
Wie ich schon sagte: Ihr beide schient befreundet zu sein.
Und...
Und?
Und ich hatte Gefühle für dich.
Ich glaubte, dass sie vielleicht versucht, uns beide zusammenzubringen.
Die Vermittlerin zu spielen.
Aber als ich am See ankam,...
... Hannah, da hat sie mich praktisch überrumpelt.
Bevor ich ein Wort herausbringen konnte, hat sie mich geküsst.
Ja. Das habe ich bemerkt.
Aber du hast offensichtlich nicht erwähnt, wie ich sie aufgehalten habe.
Ihr gesagt habe, dass ich für sie keine solchen Gefühle hätte.
Dass ich diese Gefühle eigentlich für...
... für dich hätte.
Warum hast du davon nie etwas gesagt?
Dasselbe könnte ich dich fragen.
Außerdem war ich ein ungeschickter Jugendlicher. Ich hatte niemals zuvor jemanden geküsst.
Und obwohl du und ich Freunde waren, hatten wir niemals Zeit für uns beide allein.
Ari seufzt.
Ich wollte, dass mein erster Kuss etwas Besonderes würde.
Ich wollte, dass es ein Kuss mit dir wäre.
Er schaut mir tief in die Augen.
Und sein Blick ist so durchdringend, dass ich beiseite schauen muss.
Ich hatte keine Ahnung, dass du dort warst; dass du uns gesehen hast.
Dann hast du mich also gar nicht weglaufen sehen?
Was?
Als ich dich und Amy zusammen sah, habe ich versucht, davonzulaufen,...
... aber jemand hatte meine Kleider weggenommen.
Ich war so beschämt, dass ich ... einfach nur gerannt bin.
Ich meine, splitternackt.
Und die Theater-Abschlussparty war noch in vollem Gange!
Als ich zurück zum Lagerplatz kam, hat das halbe Camp mich gesehen.
Ach Gott. Das ist furchtbar.
Ja, es war furchtbar.
Alle haben gelacht.
Ich schätze, es klingt noch heute lachhaft...
Nein, das tut es nicht.
Hannah, das tut mir so leid. Hätte ich doch nur etwas davon gewusst!
Hätte ich doch nur etwas unternehmen können, um sie davon abzuhalten.
Du versuchst doch nur, mich aufzumuntern.
Nein.
Er ergreift meine Hand.
Ich meine es auch so.
Mir war es zuwider, Amy zu küssen.
Sie hat mir nicht nur meinen ersten Kuss genommen.
Es fühlte sich auch ... einfach falsch an.
Nachdem ich sie beim Bootsanleger zurückgelassen hatte, habe ich mich überall nach dir umgeschaut.
Im Speisesaal, in deinem Zelt,...
Ich wollte dich einfach finden.
Aber ich habe dich nirgends gefunden.
Ich hatte mich im Krankenbereich versteckt.
Ich habe der Schwester erzählt, ich hätte Bauchweh.
Und es war nicht gelogen. Mir war zum Erbrechen zumute.
Ich konnte nicht glauben, dass Amy mir so etwas antun würde.
Ich schätze, sie hat dir erzählt, wie ich mich fühlte, und ihr habt euch darüber köstlich amüsiert.
Wenn ihr euch nicht gerade geküsst habt.
Das hätte ich nicht getan. Ich würde niemals –
Nein, ich weiß. Ich erkenne es jetzt.
Es ist schon seltsam... Ich habe mich mit etlichen Jungs getroffen seit damals.
Aber über dich bin ich nie wirklich hinweggekommen.
Ich atme auf.
Hole zum ersten Mal, seitdem dies alles angefangen hat, wieder tief Atem.
So, das waren alle meine Geheimnisse.
Ari lässt meine Hand los.
Ich befürchte, er wird aus dem Raum gehen.
Und mich hier zurücklassen –
Eine Katastrophe.
Doch statt dessen nimmt er meinen Kopf in seine Hände.
Und gibt mir einen Kuss.
Zuerst kann ich es gar nicht glauben.
Doch dann erwidere ich seinen Kuss.
Der Junge, den ich damals im Camp kannte, ist er definitiv nicht mehr.
Und dieser Kuss –
Als seine Lippen sich schließlich von meinen entfernen, bin ich außer Atem.
Doch ich möchte mehr.
Ich strecke meine Hand nach ihm aus, doch er wendet sich ab.
Oh je.
Küsse ich immer noch so schlecht, nach all den Jahren?
Doch dann gibt er mir den Dreidel in die Hand.
Du hast noch eine Runde.
Meinst du das jetzt im Ernst?
Völlig ernst.
Ich bin außer Atem. Meine Hände zittern. Doch ich bringe den Dreidel zum Drehen.
Und als er fällt, zeigt er "Gimel".
Ich gewinne.
Du gewinnst.
Keiner von uns bewegt sich.
Dann höre ich wieder den wohltuenden Klang von Aris tiefer Stimme.
Ich meine, diese Ehre steht dir zu.
Ich lasse meine Hände unter den Saum seines Hemdes rutschen.
Und beginne langsam, es nach oben zu schieben.
Damals im Camp war Ari keine muskulöse Sportskanone.
Doch aus irgendeinem Grund ist er es jetzt. Durchtrainiert.
Sanft lasse ich meine Fingernägel über seinen Brustkorb wandern.
Dies hier ist so viel besser, als nackt zu baden.
Kein ekelhafter See. Keine Amy.
Und auch besser als der Bootsanleger.
Denn dieses Mal bist du hier.
Ari streckt seine Hand aus und erfasst meinen Unterkiefer mit seinen Fingerspitzen.
Er nagelt mich mit diesem Blick fest.
Es tut mir ehrlich leid, Hannah, was damals passiert ist.
Diese ganze Zeit hätten wir zusammen sein können.
Vielleicht ... hatte das alles auch sein Gutes.
Wir waren jung. Wir waren nicht bereit füreinander.
Und das hier jetzt – das war die Warterei wert.
Mit diesen Worten ziehe ich ihn für einen weiteren Kuss zu mir heran. Dieser wird noch länger als der vorige.
Doch nach einigen Augenblicken bewegt sich die Türklinke.
Es folgt ein kräftiges Anklopfen.
Gedämpft durch das Holz vernehme ich die Stimme meiner Mutter.
Oh, Hannah, ... warum ist die Tür abgeschlossen?
Ich schiebe Ari fort.
Um Gottes willen.
Ari greift nach seinem Pullover und hält ihn sich über die nackte Brust.
Ähh – haben wir die wirklich abgeschlossen?
Mein Finger muss abgerutscht sein oder sowas!
Wenn du es sagst, Schatz.
Ich wollte euch beiden auch nur Bescheid geben, dass wir gleich den Leuchter anzünden wollen.
Ähmm, wir sind in einer Sekunde da.
Und dann hören wir, wie sie sich auf ihren hochhackigen Schuhen geräuschvoll entfernt.
Als würde sie es darauf anlegen, dass ihre Schritte lauter klingen...
Dann platzen Ari und ich vor Lachen heraus.
Später
Mein Vater rezitiert vor dem Leuchter im Wohnzimmer den Hanukkah-Segen.
Umgeben von Freunden und Familienmitgliedern, stehen Ari und ich nahe beieinander.
Unsere Finger berühren sich beinahe.
Dann, als es an der Zeit ist, gibt mein Vater ein Zeichen in meine Richtung.
Ich ergreife Aris Hand, und gemeinsam entzünden wir alle acht Kerzen.
Anschließend, als der Rest der Familie gegangen ist, um die Geschenke zu öffnen, legt Ari seinen Arm um mich.
Wir sitzen beieinander und schauen zu, wie die Kerzen flackern.
Und wir sonnen uns im Glanz der Chanukka-Lichter.
App