Ich hab deine Nummer noch - Folge 1
by Chris Marie Green
HILFE! Ich habe versehentlich Matthews Nummer gewählt, als ich aus dem Zeichenkurs gegangen bin 😣
Warte… Du hast mir gesagt, du würdest seine Nummer löschen!
Erinnerst du dich? Nachdem ihr euch getrennt hattet? VOR MEHR ALS DREI MONATEN?
Summer wird übel.
Das habe ich wohl vergessen.
🙄
Du hast immer noch etwas für ihn übrig, stimmt's?
Nicht die Bohne.
Gut, weil du mich gebeten hattest, nichts zu sagen, was dich an Matthew denken lassen würde.
Und dass ich dich, falls du versuchen solltest, mich davon zu überzeugen, dass ihr beide füreinander bestimmt wärt,…
… daran erinnern sollte, dass er ein verklemmter Typ ist und du ein freier Geist bist.
Ihr 👏 wart 👏 nun 👏 mal 👏 nicht 👏 füreinander 👏 bestimmt 👏
Annie, könntest du eine Sekunde aufhören, mich zu belehren?
Entschuldige.
Was soll ich nun wegen dem versehentlichen Anruf machen?
Er wird sehen, dass ich ihn angerufen habe! Was ist, wenn er meint, ich wäre an ihm noch interessiert??
Zuallererst BIST du das offenbar.
Summer seufzt vor Verzweiflung.
Ihr Herz schlägt in einem harten, schmerzhaften Takt, als sie an Matthews dunkle Augen und sein dunkles Haar denkt –
und daran, wie sie für ihn geschwärmt hatte, wenn er sie küsste…
Jetzt hör aber zu: Blockiere seine Nummer und LÖSCHE sie, OK?
Du warst untröstlich, nachdem ihr euch getrennt hattet.
Ja, es kam mir vor, als hätte ich einen der schönsten Teile meiner selbst verloren…
Genau. Und so möchtest du dich nie wieder fühlen, oder?
Ja. Ich lösche jetzt seine Nummer.
Gut. Ich muss jetzt gehen; meine Schwester ist eben angekommen und wir wollen außerhalb des Campus essen gehen.
Du schaffst das, Summer. Bleib stark, und denk' nicht mehr an Matthew.
Summer setzt sich auf eine Bank.
Endlich ist Frühling, doch die Luft ist immer noch kalt. Sie wickelt sich enger in ihren Pullover.
Während die Schlange derer, die auf Mittagsverköstigung warten, an ihr vorbeizieht, starrt sie auf ihr Telefon.
Annie hat recht – es ist Zeit, nach vorn zu schauen.
Schweren Herzens öffnet Summer ihre Telefonkontakte und —
Dann klingelt das Telefon, und es erscheint eine Textmeldung von Matthew.
Du hast angerufen?
Ich bin in der Bibliothek; ich kann gerade nicht sprechen.
Summer WEISS, dass sie ihn besser ignorieren SOLLTE…
Doch dann überkommt sie eine Welle frischen Schmerzes.
Mach dir keine Hoffnungen, Matthew. Ich habe deine Nummer nur aus Versehen gewählt.
Ist schon in Ordnung.
Summer wartet, dass noch etwas kommt… aber es kommt nichts mehr.
Sie hat es immer gehasst, wenn er sie versetzt hatte!
Ich merke, dass du immer noch gut darin bist, mir keine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Ach, zur Hölle.
Hast du etwa meine Nummer 'aus Versehen' gewählt, damit wir unseren letzten Streit wieder aufnehmen könnten?
Nein, das ist nur passiert, weil ich vergessen hatte, deine Nummer zu löschen.
🤔
Tu jetzt nicht so, als ob ich deine Nummer absichtlich behalten hätte.
Hast du das etwa nicht?
Nein! Und bist du nicht sowieso eher ein Heuchler?
Wie bitte?
Du wusstest, dass ich es war, die dich angerufen hat. Das bedeutet, dass meine Nummer auch noch in deinen Kontakten steht.
Vielleicht hatte ich ja zu viel mit meinen Wirtschaftskursen am Hals, als dass ich meinem Telefon viel Aufmerksamkeit widmen könnte?
😡 😡
Eigentlich bin ich ganz froh, dass ich deine Nummer versehentlich gewählt habe; das hat mich daran erinnert, dass wir als Paar einfach nicht zueinander passten.
Ja, Ich hatte schon fast vergessen, wie du mir immer Stress gemacht hast.
Dass du dich locker machen und dein Leben genießen sollst?
Zählt das als 'dir Stress machen'?
Summer, wenn es nach dir ginge, käme ich gar nicht mehr zum Studieren.
Und genau das hatte ich gerade zu tun versucht, bevor du angerufen hast.
😴
Ja, ich bin so ein Langweiler.
Warum spürt sie aber dann ihren Puls so heftig?
Summer schüttelt den Gedanken ab, als ein neuer Text eintrifft.
Die Sache ist die: Du warst nicht IMMER der Meinung, ich sei langweilig 😏
Was soll das heißen?
Anscheinend habe ich dich nicht gelangweilt, als wir nach dem Jahrgangstreffen zum See heruntergegangen sind.
Bei dieser Erinnerung durchfährt Summer eine Woge warmer Gefühle—
Matthew, der sie an dieser empfindlichen Stelle hinter ihrem Ohr küsste und sie sanft aufjauchzen ließ,…
… wie er dann von ihren Lippen den Hals hinabfuhr – und sie erbebte, …
… wie er sie mit süßen Belanglosigkeiten dahinschmelzen ließ, …
Sie atmet kräftig aus.
Die einzige Art, wie wir miteinander klarkamen, war, wenn wir … intim waren.
Nein, das ist nicht wahr.
Du hast mir immer alles erzählt:
Wie es dich verletzt hat, dass dein Vater eure Familie verlassen hat, …
Wie du davon träumtest, eines Tages Imagineer bei Disney zu werden…
Wie du manchmal nicht schlafen konntest, weil du vor dem Leben nach der High School solche Angst hattest.
Summer schluckt, doch der Kloß verschwindet nicht aus ihrer Kehle.
Ein paar Minuten vergehen, dann klingelt ihr Telefon erneut.
Verdammt, ich wollte einfach nur ehrlich sein.
Als wir uns trennten, hat es sich angefühlt, als würde ich einen der schönsten Teile meiner selbst verlieren.
Summer lässt diese Worte auf sich wirken.
Die ganze Zeit hatte Matthew sich genauso mies gefühlt wie sie selbst.
Ich habe sehr viel nachgedacht im vergangenen Monat.
Und das Einzige, woran ich denken kann, bist du.
Summers Herz wärmt sich so, dass sie fürchtet, es könne zerplatzen.
Doch dann fühlt es sich plötzlich an, als würde es gleich in sich zusammenfallen.
Sie wird starr vor Angst.
Was wäre, wenn Matthew und sie die gleichen Fehler, die sie zuvor gemacht hatten, wieder machen?
Summer?
Ich bin noch dran.
Gut, denn ich habe dir gerade mein Innerstes ausgeschüttet.
Eine Antwort, jetzt sofort, fände ich sehr nett.
Summer steht auf.
Ihr Herz windet sich auf jede denkbare Weise.
Was soll sie nur tun?
Dir war klar, warum ich deine Telefonnummer nicht gelöscht habe?
Es lag daran, dass ich immer noch nicht von dir lassen kann.
Doch das ist wohl nicht das Problem?
Wir können wohl beide immer noch nicht voneinander lassen.
Es stimmt zwar, dass es ein paar Reibungen zwischen uns gab, …
… doch das kann auch sein Gutes haben, oder etwa nicht?
Diese Reibung hat für all die Funken zwischen uns gesorgt.
Mein Gott, wie ich diese Funken vermisse.
Geht dir das nicht ähnlich?
Ja, aber Matthew … du tust mir weh damit.
Und ich weiß, dass ich damit wahrscheinlich auch dir weh tue.
Was soll werden, wenn wir wieder anfangen, einander zu verletzen?
Und wenn wir uns entschließen, es nicht zu tun? Wenn wir es uns versprechen?
Dieser endlose Winter hat mir Zeit gegeben, um aus den Fehlern, die wir gemacht haben, zu lernen.
Ich weiß, heute hat es uns beide auf dem falschen Fuß erwischt, aber es ist nur, weil…
Weil wir beide immer noch darunter leiden.
Summer schließt ihre Augen, öffnet sie aber dann wieder.
Auch sie vermisst die Funken…
Doch am meisten fehlen ihr die Gespräche mit ihm.
Denn es gab zwischen ihnen durchaus noch mehr, was sie zusammengehalten hat, als nur Intimität…
Und alles das hatte den anderen am Leben erhalten und ihn aufblühen lassen.
Summer beginnt zu laufen.
Es ist beinahe, als ob ihre Füße ein Eigenleben hätten.
Sie tragen sie an einen Ort, der ihren Adrenalinspiegel ansteigen lässt…
Ich weiß, ich hätte dir nicht immerzu sagen sollen, du solltest das dauernde Studieren sein lassen.
In Wirklichkeit finde ich es gut, dass du so motiviert bist. Ich finde es beeindruckend.
Meine Güte, Summer, tut das gut, das einmal von dir zu hören.
Vielen Dank.
Tut mir leid, dass ich vorhin so kurz angebunden war.
Ich habe damit angefangen. Du hast nur darauf reagiert.
Können wir uns also darauf einigen, dass wir uns nicht mehr anschnauzen?
Summer ist inzwischen bei der Bibliothek angekommen, in der Matthew an einem der Eichentische sitzt.
Als könne er sie wahrnehmen, schaut er von seinem Telefon auf und erhebt sich langsam.
Obwohl die ganze Bibliothek zwischen ihnen liegt, kann sie dennoch die Hoffnung in seinem Blick erkennen.
Diese Hoffnung verleiht ihr den Mut, sich erhobenen Hauptes hinzustellen.
Derweil durchquert er den Raum, bis sie voreinander stehen; nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Was, wenn ich verspreche, mich etwas lockerer zu machen?
Und was, wenn ich verspreche, etwas ernster zu werden?
Sie berührt einen Knopf seines Hemdes, und er ergreift ihre Hand und schließt die seine darum.
Aber auch nicht ZU locker werden, verstanden?
Und werde du mir nicht ZU ernsthaft.
Vielleicht können wir uns diesmal irgendwo in der Mitte treffen.
Abgemacht.
Und genau das tun die beiden, als er seine Stirn an die ihre lehnt.
Dann zieht er sie in seine Arme…
Und nimmt sie dahin, wohin sie schon immer gehört hatte.
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