Heiß auf einen Helden - Folge 1
by Chris Marie Green
Hallo! Hier ist Trista. Die tollpatschige Wanderin vom letzten Wochenende...
Weißt du noch? Das Mädchen, das auf dem Weg gestürzt ist und von dir gerettet werden musste...
😊
Hallo, Trista. Wie könnte ich das vergessen?
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ich meine Superkraft für so etwas Gutes einsetzen kann 💪
🤩🤩
Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich herumgefragt habe, um deine Rufnummer zu bekommen.
Ich wollte nochmals Danke sagen, dass du so furchtlos die Böschung heruntergeklettert bist, um mir zu helfen.
🙂Keine Ursache.
Das stimmt nicht.
Ich hatte Panik, weil ich dachte, ich würde dort unten festsitzen.
Mein Mobiltelefon hatte keinen Empfang,...
... und DANN sah ich diese Schlange, wie sie sich über den Stein zu mir schlängelte.
Gottseidank hast du mich schreien hören!
Ich war nur zufällig in der Nähe und konnte helfen.
Du bist aber anschließend noch geblieben, um sicher zu sein, dass mit mir alles in Ordnung sei.
Und hast mich sogar zu meinem Wagen gebracht 💖
Ist doch nichts Besonderes!
Die meisten Kerle hätten mir das Gefühl gegeben, eine Idiotin zu sein, weil ich allein wandern gehe.
Oder mich ausgelacht, dass ich auf dem Weg gestürzt bin, weil ich ein Backenhörnchen fotografieren wollte.
Du hast aber nicht auf mir rumgehackt, dass ich der "Luftikus des Campus" wäre.
Das lag daran, dass du ganz eindeutig kein Luftikus bist, sondern nur ein begeisterter Backenhörnchen-Fan bist 🐿
LOL
Dann habe ich wohl deine Note in Geologie ruiniert? 😬
Ich habe mir Sorgen gemacht, du hättest nicht genug Gestein für dein Projekt gesammelt, und das nur meinetwegen.
Hal beginnt, Trista zu erklären, dass er das Gestein für seine persönliche Sammlung gesammelt habe,...
... doch er überlegt es sich anders. Er löscht den Text und schreibt einen neuen.
Die Steine waren gar nicht so wichtig.
😅 Na Gottseidank.
Was hast du überhaupt heute Abend vor, SuperHal?
Ich würde meinen Helden liebend gern zum Essen und ins Kino begleiten!
Sein Mitbewohner Fred hebt interessiert die Braue.
Worum ging es denn DA?
Ich glaube, ein Mädchen hat mich eben um ein Date gebeten.
Hal streckt Fred quer über den Esstisch sein Telefon entgegen.
Fred scrollt sich durch die Texte.
Das hier ist ABSOLUT eine Einladung!
Es ergibt aber keinen Sinn.
Warum denn?
Weil Schlauberger wie wir Erstsemester doch nie von Mädchen zum Ausgehen eingeladen werden.
WIR haben kaum genug Mumm, um SIE einzuladen!
Ehrlich, dieser habe ich mich nur genähert, weil sie auf einem Wanderweg hingefallen war.
Fred verdreht die Augen, doch Hal zeigt zur Verdeutlichung auf sich selbst...
Schlaksiger Körper, ungepflegtes Haar,...
... und obendrein trägt er dazu ein lächerliches T-Shirt mit einem Roboter-Dino.
Mit anderen Worten: Er ist ein Gamer und Nerd. Nicht wirklich das, was man sich unter einem Frauenhelden vorstellt.
Wen interessiert unser unbefriedigender Datingverlauf, wenn eine Gelegenheit an die Tür klopft?
Du begreifst es nicht...
Dieses Mädchen hat mich offenbar als Held in Erinnerung.
Die einzige Art, wie diese Bezeichnung auf mich einigermaßen passen könnte, wäre, wenn ich auf der Xbox spiele!
Außerdem handelt es sich rein zufällig um Trista Harrison.
TRISTA HARRISON?
Die ist in meiner Bio-Laborgruppe.
Und sie ist permanent vom Football-Team umlagert.
Genau! Ich bin nichts im Vergleich zu diesen Donnergöttern, mit denen sie sich normalerweise trifft.
Warst du denn kein Donnergott an diesem Tag?
Du hast sie auf den Wanderweg zurückgebracht!
Schon, aber das lag nur daran, dass ich mit Adrenalin vollgepumpt war.
Siehst du? Jeder Held hat eine Geschichte über seinen Ursprung!
Fred, wir beide kennen den einzigen Grund, weshalb sie sich so verhält.
Fehlzuschreibung von Erregung.
Das Wort ERREGUNG habe ich zwar verstanden, aber den Rest nicht mehr.
Dazu kommt es, wenn Menschen ein erhöhtes Stressniveau haben.
Also deuten sie ihre Reaktion fälschlicherweise als Angst.
Fred schaut immer noch verständnislos drein, also schlägt Hal mit der flachen Hand auf den Tisch.
Angst führt zu Adrenalinausschüttung, richtig?
Dadurch fühlt sich die Person genau so, als ob sie sich zu jemandem hingezogen fühlt.
Denk' das doch mal durch: Trista hatte Angst und saß in der Klemme, als ich vorbeikam.
DESHALB deutet sie diese Situation fälschlich als etwas Romantisches.
Das alles hat nicht wirklich etwas mit mir zu tun.
Naja, aber wie hast du dich gefühlt?
Hal sucht nach einer Antwort.
Du hattest Interesse an ihr!
Hal starrt ihn an.
Los, du Traumprinz. Gib es doch zu, dass es ein romantisches Erlebnis für dich war.
Hal wirft seine Hände in die Höhe.
Wie könnte es auch anders sein?
Trista hat mich immer wieder auf eine Art angeschaut, wie mich noch niemand zuvor angesehen hat.
Einen Moment lang habe ich gedacht, dass...
Dass es im wirklichen Leben eine Chance bei ihr für dich gibt?
Ja.
Aber vergiss es.
Wenn sie mich ohne all das Adrenalin in ihrem Blut und ohne die Angst wiedersähe,...
... dann würde sie merken, dass ich nur ein Steine sammelnder, auf der Xbox spielender Langweiler bin.
Fred kratzt sich in seinem zerzausten Haar
Naja, vielleicht könnte man das Ganze auch anders betrachten...
Hal hebt eine Augenbraue.
Könnte es sein, dass sie dich für ziemlich cool gehalten hat?
Auch noch, nachdem das Adrenalin abgebaut war?
Hal schüttelt den Kopf.
Für Typen wie ihn und Fred läuft das Leben nun mal nicht so.
Doch dann meldet sich Hals Telefon wieder mit einem Text.
Sein Herz macht vor Hoffnung einen Satz.
Doch führt Hoffnung überhaupt zu irgendetwas?
Es wäre klüger, Tristas falschen Vorstellungen jetzt ein Ende zu setzen.
Ein gemeinsames Essen wäre eine Katastrophe.
Besonders, wenn Trista erkennt, WIE falsch sie ihre Erregung in Wahrheit eingeordnet hat.
Bist du da?
Ja. Hör mal zu, ich finde es zwar toll, dass du mir mit einem Essen und einem Gang ins Kino danken möchtest,...
... aber du musst dir solche Mühe nicht geben.
Halte dich einfach ab jetzt von Backenhörnchen fern, das würde mir als Dank reichen 😀
Trista antwortet nicht.
Sogar Fred schweigt.
Hals Magen verkrampft sich.
Doch er weiß, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.
Es ist besser so, als Trista noch einmal zu treffen.
Den Ausdruck der Enttäuschung in ihren Augen könnte er nicht ertragen.
Er ist das Gegenteil von einem Helden.
2 Stunden später
Hal betritt seinen Wohnbereich im Studentenheim.
Er stutzt, als er den beinahe verlassenen Gemeinschaftsraum seiner Etage betritt:
Trista, mit ihren großen blauen Augen und langem blonden Haar, hat ihn hier erwartet.
Hals Herz schlägt schnell und heftig, genau wie damals auf dem Berg.
Bevor er sich selbst bremsen kann, lächelt er.
Dann besinnt er sich.
Er räuspert sich, während sie von ihrem Stuhl aufsteht.
Ich wusste gar nicht, dass du hier wohnst.
Tue ich auch nicht.
Aber ich habe herausgefunden, dass du hier wohnst.
Können wir miteinander reden?
Hal holt tief Luft. Na, dann mal los...
Trista steht kurz davor zu erkennen, dass es zwischen ihnen beiden niemals irgendeine Anziehung gegeben hat.
Doch was er dann in Tristas Blick erkennt, erstaunt ihn:
Es liegt ein sanftes Verlangen darin,...
... und es entspricht genau dem, was Hal seit dem Augenblick gefühlt hat, als er sie traf.
Mein Prinzip ist es, direkt zu sein. Darum werde ich dich direkt fragen:
Versuchst du mich abzuschütteln, weil ich als ein wenig blöd gelte?
Hal zwinkert.
Ich weiß, dass jeder glaubt, ich wäre nur ein Partygirl, das sich mit den Sportskanonen herumtreibt.
Und sicher, ich mache auch so brillante Dinge wie auf Wanderwegen hinzufallen...
Und ich weiß, du bist ein cleverer Typ.
Du musst mich für eine Idiotin halten, auch wenn du zu nett bist, es so auszudrücken.
Trista…
Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich mehr bin als das.
Sicher, es stimmt, dass ich mich hier am College ein wenig verrückt verhalten habe –
es gefällt mir, dass die Football-Spieler auf eine verrückte Erstsemesterin wie mich aufmerksam werden.
Und ja, ich bin vielleicht auf die eine oder andere Party zuviel gegangen.
Aber ich hatte gehofft, du hättest mein wahres Wesen erkannt, als wir auf dem Berg waren.
Es vergehen einige Minuten, in denen Hal jedes Wort aufsaugt.
Das ist einfach zu gut, um wahr zu sein.
Trista würde es sich sicherlich jeden Moment anders überlegen...
Gut denn. Ich schätze, ich habe mich gerade wieder selbst zur Närrin gemacht
Sie macht Anstalten, zu gehen.
Doch dann tut Hal etwas, das sogar ihn selbst überrascht:
Er streckt ihr seine Hand hin und ergreift die ihre.
Der Schock, den beide erleben, trifft sie wie ein Blitz.
Und beide erstarren.
Dann nimmt Hal seinen Mut zusammen und legt seine Finger zwischen die ihren.
Genau so, wie er es getan hatte, bevor er sie auf jenem Berg zurück auf den Weg in Sicherheit gezogen hatte.
Ich halte dich überhaupt nicht für seicht, Trista.
Es ist nur so, dass Typen wie ich sich nicht allzu viele Hoffnungen machen, was Mädchen angeht.
Falls du es nicht bemerkt hast: Ich bin nicht gerade einer, der sich darauf versteht, Frauenherzen zu erobern.
Nervös verlagert Hal seine Stellung.
Es wäre sogar möglich, dass du auf dem Berg etwas gefühlt hast, das man 'Fehlzuschreibung von Erregung' nennt.
Das heißt, –
Wenn jemand Angst hat und der Adrenalinstoß ihm den Eindruck vermittelt, sich zu der erstbesten Person hingezogen zu fühlen, die zusammen mit ihm in der gefährlichen Lage ist?
Hal spürt, wie sein Kiefer herunterfällt.
Trista legt ihren Kopf schief und lächelt.
Vielleicht habe ich den Ruf weg, ein Luftikus zu sein,...
Aber im Kurs für Allgemeine Psychologie passe ich auf, Hal.
Während sich in Hal Wärme ausbreitet, fasst er genug Mut, Trista ein wenig näher zu sich hinzuziehen.
Warte mal. Ich glaube, ich bin gerade dahintergekommen, warum du mich zurückgewiesen hast.
Hast du gemeint, dass ich, wenn wir ausgegangen wären,...
.. plötzlich hätte erkennen können, dass ich mich nie zu dir hingezogen fühlte oder so etwas?
Ja. Das ist ganz genau das, was mir Sorgen gemacht hat.
Sie festigt ihren Griff um seine Hand, und sein Herz pocht.
Aber du gefällst mir aus so vielen Gründen!
Du bist an diesem Tag freundlich und aufmerksam zu mir gewesen.
Und mir hat nie zuvor jemand so viel Engagement oder Sorge entgegengebracht.
Du warst tatsächlich mein Held, Hal.
Und das lag nicht nur daran, dass du deine Stärke gezeigt hast.
Hal erblickt ein Leuchten in Tristas Augen – und er lässt sämtliche Bedenken sausen.
Er legt auch seine andere Hand um ihre.
Es tut mir wirklich leid, dass ich mir deinetwegen zu viele Sorgen gemacht habe.
Das war nicht gerecht von mir.
Und es war nicht meine Absicht, dir das Gefühl zu vermitteln, du seist seicht oder irgendwie weniger, als du bist.
Nun ja, das Gefühl, das du mir jetzt gerade gibst, ist schon ziemlich klasse.
Während sie ihren Daumen über den seinen streicht,...
... durchfährt ihn eine starke Hitze.
Was wird nun aus unserem Essen heute Abend?
Vielleicht könnten wir danach ja noch einen Spaziergang machen.
Er hält seinen Atem an – wartend, hoffend,...
Solange auf diesem Spaziergang keine Backenhörnchen dabei sind, klingt das nach einer perfekten Idee.
Nun verliert sich Hal in ihrem Lächeln.
Sie gehen, immer noch Händchen haltend, gemeinsam fort,...
... und halten auf eine Art Kontakt, die man unmöglich fehlzuschreiben kann.
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