Zurück zur Erde - Folge 1
by Red Toberman
Ich nehme Zekes Hand…
Und wir treten in die Raumkapsel.
Meine Hände schwitzen.
Seine nicht.
Wir schaffen das.
Er sieht mich mit seinen tiefblauen Augen an.
Er konnte unter Stress schon immer ruhig bleiben.
Ich weiß.
Hör einfach auf das, was ich sage und alles wird gut.
Er lacht.
Ja, Ma'am.
Er merkt, dass ich nervös bin.
Wir schließen die Luke und nehmen unsere Plätze ein.
Ein Zischen ertönt, als die Kabine unter Druck gesetzt wird.
Okay, wir sind eingeschlossen.
Die Stille ist ohrenbetäubend.
Sie ist fast unerträglich…
Aber die Aussicht ist wunderschön.
Unendliche viele Sterne schmücken den Himmel.
Sie funkeln wie Diamanten.
Man kann nicht sagen, wo sie anfangen…
Oder wo sie aufhören…
Aber ich bin es gewohnt.
Ich kenne nichts anderes.
Ich wurde hier oben geboren…
Auf dem Mond.
Meine Eltern verließen die Erde, als sie 18 waren.
Sie hatten keine Wahl.
Ein Asteroid mit einem Durchmesser von 80 Kilometern schlug in Nordamerika ein…
Und löschte alles Leben auf der Erde aus.
Sie konnten fliehen.
Die meisten Menschen nicht.
Sie erzogen mich zu einem Astronauten.
Und nun bin ich hier…
Und tue, was ihnen nie möglich war…
Ich kehre zurück.
Hier ist Bumerang 1 an Kommandant.
Können Sie mich hören?
Im Funkgerät ertönt Rauschen, dann Stille.
Höre Sie laut und deutlich.
Bumerang 1, wie fühlen Sie sich?
Es geht mir gut, Sir.
Bereit zum Abflug.
Erbitte Genehmigung zum Start?
Genehmigung erteilt.
Viel Glück.
Wir werden die gesamte Strecke an Ihrer Seite sein.
Zeke legt die Flugstart-Schalter um.
Ich schalte die Triebwerke ein.
Das Raumschiff rumpelt.
Zeke legt ermutigend seine Hand auf meine Schulter.
Ganz ruhig und entspannt, okay?
Ganz ruhig und entspannt.
Für den Moment fühle ich mich wohl…
Dann ertönt das Funkgerät.
Countdown…
5…4…3…
Ich sinke in meinen Sitz und halte mich fest.
2…1…
Mein Körper wird von der Wucht durchgerüttelt.
Das Raumschiff rumpelt heftig.
Mir dreht sich der Magen um.
Trotz all meines Trainings…
Bin ich unweigerlich angespannt.
Und nach ein paar Augenblicken des Chaos…
Sind wir vollkommen schwerelos.
Kommandant, wir haben den Orbit verlassen.
Aktiviere Stromsparmodus.
Wir melden uns wieder, sobald das Ziel in Sichtweite ist.
Verstanden, Bumerang.
Die Lichter verdunkeln sich.
Alle Energie wird auf die Motoren umgelenkt.
Sieht so aus, als wären nur noch wir beide hier.
Er lehnt sich mit seinem Sitz zurück und schließt seine Augen.
Das ist das Schöne hieran, oder?
Ich sehe zu ihm rüber.
Für einen Moment verliere ich mich vollkommen in Gedanken.
All unsere Jahre zusammen in der Schule…
All unser Training zu zweit…
Ich kann es nicht ändern, selbst nach all dieser Zeit…
Liebe ich ihn immer noch.
Er öffnet seine Augen und sieht mich.
Starrst du mich an?
Meine Wangen werden rot.
Nein!
Er lacht.
Peinliche Stille.
Denn falls du das tun würdest…
Solltest du wissen…
Dass es mir immer gefallen hat, wenn du starrst.
Mir fällt die Kinnlade herunter.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Doch durch die Frontscheibe…
Erscheint etwas vor uns.
Wow.
Wir sehen die Krümmung der Erde.
Bald schon ist sie alles, was wir sehen können.
Ich hab sie noch nie von so nahem gesehen.
Und du bist dabei, ihr noch näherzukommen.
Das ist der entscheidende Moment.
Sobald wir die Atmosphäre durchbrechen…
Gibt es kein Zurück.
Er hat Recht.
Die Erde könnte immer noch unbewohnbar sein.
Selbst unsere besten Messungen sagen das.
Aber sobald man dort unten ist…
Kann man nicht mehr hoch.
Ich aktiviere das Funkgerät.
Kommandant, Ziel ist in Sichtweite.
Man hört nichts, nicht einmal Rauschen.
Ich sehe besorgt zu Zeke hinüber.
Kommandant, können Sie mich hören?
Nichts, nur Stille…
Sieh nach dem Navigationssystem.
Ich lege den Schalter um…
Aber das Schiff startet nicht.
Der Stromsparmodus lässt sich nicht beenden!
Bumerang an Kommandant!
Hören Sie uns!
Plötzlich gehen die Lichter aus…
Systemausfall! Systemausfall!
Wir treten in die Stratosphäre ein!
Halt dich fest!
Die Kapsel wird heftig geschüttelt.
Wir erzittern in unseren Sitzen.
Es gibt einen plötzlichen Ruck…
Ich fühle die Schwerkraft.
Viel stärker, als ich sie je gefühlt habe.
Versuch es mit den Stromreserven!
Ich betätige den Schalter…
Aber die Lichter bleiben aus.
Es funktioniert nicht!
Und dann, fast schon friedlich…
Treten wir in den freien Fall ein.
Die Welt verschwimmt und wir fallen…
Durch den Himmel.
Der Boden rückt näher und näher.
Zeke nimmt meine Hand.
Wir haben genau 2 Minuten…
Bis wir von der Atmosphäre auf die Erde fallen.
Nun schwitzt er.
Ich sehe in seine Augen.
Vielleicht ist das meine einzige Chance…
Zu sagen, was ich immer sagen wollte.
Zeke…
Tessa…
Du bist die großartigste Person…
Die ich je kennengelernt habe.
Ich habe Tränen in den Augen.
Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll…
Aber…
Ich liebe dich.
Er sieht aus, als würde er gleich zusammenbrechen…
Aber stattdessen lächelt er.
Ich liebe dich auch.
Ich beuge mich nach vorne, um ihn zu küssen…
Aber die Kräfte, die auf uns wirken, sind zu stark.
1 Minute bis zum Aufprall.
Wir rasen auf die Steine und den Erdboden zu.
Wir starren einander in die Augen.
Das Einzige, was so stark ist, wie unsere Angst, ist unsere Liebe.
Und dann…
Aus dem Nichts…
Das Licht des Steuerpults…
Scheint auf unsere Gesichter.
Der Strom schaltet sich wieder ein.
Aktivier den Rückwärts-Antrieb!
10 Sekunden bis zum Aufprall…
Zeke schlägt auf das Steuerpult.
Ich schließe meine Augen.
Die Antriebe laufen heiß…
Ich mache mich auf das Schlimmste gefasst.
Und dann…
Treffen wir mit einem lauten BUMM auf den Boden.
Ich werde in meinem Sitz hin und her geschüttelt.
Rauch füllt die Kapsel.
Alles dreht sich.
Wir werden von einem Ende zum anderen geworfen.
Und dann…
Stille.
Benommen rufe ich nach meinem Copiloten.
Zeke!
Ich fühle, wie sich mein Sicherheitsgurt löst.
Es ist Zeke — er lebt.
Komm mit!
Er tritt die Tür der Kapsel auf.
Wir torkeln auf den Boden, Arm in Arm…
Ich fühle etwas auf meiner Haut.
Es ist wie ein warmes Bad.
Es ist die Sonne.
Zeke und ich sehen uns voll Begeisterung an.
Wir müssen einfach lachen.
Wir haben es geschafft!
Er schließt mich fest in seine Arme…
Und hebt mich vom Boden hoch.
Wir fallen zu Boden, weil wir die Schwerkraft nicht gewohnt sind.
Haha, dauert noch ein bisschen, bis meine Füße Erden-tauglich sind.
Wie wir so auf dem warmen Boden liegen…
Fühle ich etwas an meinen Fingerspitzen.
Es ist so weich.
Zeke, schau!
Es ist eine winzig kleine, gelbe Blume.
Ich habe so etwas bisher nur auf Bildern gesehen.
Sie ist das einzige Zeichen, das ich brauche…
Um zu wissen, dass auf der Erde wieder alles gut werden wird.
Zeke pflückt sie und steckt sie hinter mein Ohr.
Er lächelt mich warmherzig an…
Ich atme tief ein…
Und endlich bekomme ich den Kuss.
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